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architizer | interview

 

Architekten Lechner & Lechner

Architekten entwerfen einen einladenden U-förmigen

Dorfplatz für die Jugendherberge Gerlos

( Orginaltext aus dem Englischen ins Deutsche Übersetzt )

Jugendherberge GerlosDer Standort der Jugendherberge war ausschlaggebend für die Konzeption des Projektes. Die Herberge liegt 1700 Meter über dem Meeresspiegel in den österreichischen Alpen. Die Topographie ist hochalpin, und es war uns wichtig, mit der umliegenden Landschaft und Umgebung sorgsam umzugehen. Die Jugendherberge ist das erste größte Bauwerk am Ort und schafft mit ihrem U-förmigen Platz einen zentralen Platz, den es in diesem Teil des Dorfes vorher nicht gab. Das Gebäude ist in die Landschaft „eingewebt“ und die Holzfassade wird im Laufe der Zeit durch Vergrauung immer mehr mit dem Wald verschmelzen. Die funktionale und räumliche Aufteilung mit vielen Indoor-Sportanlagen ermöglicht eine spannende Innenraumgestaltung. Ein weiterer entscheidender Faktor waren die niedrigen Baukosten, die erschwingliche Preise für Schulklassen ermöglichen.

Architizer sprach mit Horst Lechner von Lechner & Lechner Architekten, um mehr über dieses Projekt zu erfahren.

 

Architizer: Was hat das ursprüngliche Konzept für Ihr Design inspiriert?

 

Horst Lechner: Inspiration war für uns die Topografie und das Fehlen eines zentralen Platzes in diesem Ortsteil. So entwickelten wir einen einladenden U-förmigen Dorfplatz, umgeben von zwei begrünten Seitenflügeln, die in die Landschaft eintauchen. Das Pultdach des Hauptgebäudes folgt der Straßenneigung und fällt talwärts ab. Dadurch wird der Längsbaukörper in der Mitte um ein halbes Stockwerk versetzt. Das Auge der Rampe ist die logische Konsequenz aus dem Versatz des Baukörpers. Dies ist eine 3D-dimensionale Promenade, die alle öffentlichen Räume miteinander verbindet. Die wahre Größe des Hostels wird durch die Verflechtung mit der Landschaft verdeckt, sodass die Dimension des Hauses erst von der Promenade aus spürbar wird. Diese räumliche Überraschung erzeugt eine unglaubliche Spannung und erinnert ein wenig an die Zauberwelt von Harry Potter.

 

Was ist Ihrer Meinung nach die einzigartigste oder „herausragendste“ Komponente des Projekts?

 

Herzstück unseres Projekts ist die Promenade mit den Ausblicken, die das umfangreiche Raumprogramm mit dem sportlichen Schwerpunkt verbindet. Es vereint eine vollwertige Wettkampfturnhalle, Kletter- und Boulderwände, Trampoline mit Schaumsprungbecken, einen Pumptrack, einen Indoor-Fußballplatz sowie einen Saunabereich auf dem Dach mit den Schülerräumen. Sichtverbindungen zu den einzelnen Bereichen werden immer wieder durch Luftlöcher ermöglicht. Die Promenade erschließt das gesamte Gebäude über fünf große runde Rampen im gesamten Gebäude. Neben den Rampen selbst erzeugen die Abkürzungen in Form von Treppen durch die Mitte des Rampenauges zusätzliche räumliche Spannung. Außerdem gibt es immer wieder halboffene Nischen mit Hängematten, Sitzgelegenheiten und Kicker, in denen sich Schulklassen aufhalten können.

Was war die größte Designherausforderung, der Sie während des Projekts gegenüberstanden, und wie haben Sie sie bewältigt?

 

Die größte Herausforderung war für uns, die relativ große Baumasse auf dem Grundstück so zu platzieren, dass sie nicht überwältigend wirkt. Dazu haben wir das Hauptgebäude auf den nördlichen Teil des Grundstücks gestellt und leicht zur Hauptstraße gedreht. Das Pultdach fällt mit dem Gelände ab, sodass der Bau talseitig niedriger ist. Auch der Baukörper wird durch die Einbuchtungen der Seitenflügel verdeckt, die Speisesäle und Skikeller beherbergen. Neben dem Gebäude selbst waren die geringen Baukosten eine Herausforderung. Ziel war es, Klassenfahrten bezahlbar zu machen. Wir haben versucht, diesen vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden, wobei wir uns an eine bekannte Aussage von Karl Friedrich Schinkel erinnerten: „Es ist die Aufgabe der Architektur, das Nützliche, Praktische und Zweckmäßige in etwas Schönes zu verwandeln.“

Was hat die Auswahl der im Projekt verwendeten Materialien beeinflusst?

 

Unser Architekturbüro hat eine lange Tradition in der Verwendung von dem nachwachsendem Baustoff Holz . Bei diesem Projekt haben wir hauptsächlich Brettsperrholzelemente verwendet, die im nahe gelegenen Werk in Fügen im Zillertal hergestellt wurden. Die Fassade besteht aus Lärchenholz, das mit der Zeit verwittert und schließlich die Farbe der umliegenden Wälder annimmt. Dadurch fügt sich der Hauptkörper des Gebäudes besser in die natürliche Umgebung ein. Das Brettsperrholz im Inneren des Gebäudes wurde unberührt gelassen, um Platz für die Spuren der Schüler zu schaffen. Die Metallverkleidung im Auge der Rampen bildet einen starken Kontrast zu den hellen Holzoberflächen.

 

Was ist Ihr Lieblingsdetail in dem Projekt und warum?

Grundsätzlich lebt das Projekt nicht von seinen Details, sondern von seiner räumlichen Komplexität und seinen Oberflächen. Der Fokus lag für uns im Rampenauge, wo die hängende Konstruktion mit ihren schlanken Proportionen am besten zur Geltung kommt.

Wie wichtig war Nachhaltigkeit als Designkriterium bei der Arbeit an diesem Projekt?

Ziel des Projekts war es, bezahlbare Klassenfahrten in einem ökologischen Umfeld anbieten zu können. Die Struktur nutzt die bebaute Fläche sparsam aus. Die Materialwahl für das Hauptgebäude fiel auf Massivholz, da es in Österreich eine starke nachhaltige Forstwirtschaft gibt und der Baustoff CO2 speichert. 1840m3 Holz wurden in die Jugendherberge eingebaut. Das restliche Holz, zum Beispiel aus den Fensterausschnitten, wurde zu Möbeln verarbeitet. Das Gebäude ist sehr gut isoliert, die Heizung kommt aus einem nahe gelegenen Biomassekraftwerk. Zusätzlich wird ein Teil des Stroms durch eine Photovoltaikanlage erzeugt. Die Schülergruppen reisen nicht einzeln an, sondern meist in Gruppen mit dem Bus.

 

Wurden Teile des Projekts von der Konzeption bis zum Bau dramatisch verändert, und wenn ja, warum?


Sowohl architektonisch als auch auf der Kostenseite gab es Optimierungen und Verfeinerungen. Die Lage in der Landschaft und der neu geschaffene Dorfplatz waren bereits in der ersten Skizze vorhanden. Von dieser ersten Skizze an hat sich das Projekt in seinen wesentlichen Aspekten immer weiter vertieft, wobei der Fokus der Veränderungen immer auf dem Interieur lag.

Teammitglieder

 

Christine Lechner, Paul Lechner, Lukas Ployer, Michael Trixl

 

Fachplanner:

Interior Design: Stehaphan Keil

Statiker : Thomas Forsthuber

Brandschutz : GOLSER TECHNISCHES BÜRO GmbH

Haustechnik Planer : Bestra GmbH, OPTIPLAN Ingenieurgesellschaft für technische Gebäudeausrüstung und Energiewirtschaft GmbH Geologe : Mag. Dr. Andreas Pflügler GmbH

Produkte / Materialien Hersteller : GRAPHISOFT, Binderholz / Brettsperrholzelemente

 

Weitere Informationen zur Jugendherberge Gerlos finden Sie auf der ausführlichen Projektseite auf Architizer.

 
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