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WOHNRAUM | DIE GEOMETRIE DES HIMMELS 2008

Die Geometrie des Himmels 

 

mein Wohnraum / Autorenschaft beim Verlag 

 

Einem Dachboden in der Altstadt von Salzburg hauchten die beiden Architekten Christine und Horst Lechner neues Leben ein. Ihnen gelang die Kunst, in diesem sensiblen Teil des Stadtzentrums einen Ausbau zu realisieren, der lediglich durch einen banalen Dacheinschnitt den Himmel ins innere holt. Dieser Dachausschnitt tritt durch die ausgeklügelte Positionierung, wegschauend vom Stadtberg in einem Ensemble nicht in Erscheinung.

 

Ein mehr als reizvolles Beispiel einer lustvoll entstaubten Wohnsituation im Dachboden eines auch gewerblich genutzten alten Familienstadthauses im Kerngebiet der Salzburger Innenstadt ist die Dachgeschosswohnung "over the roofs". Das Architektenpaar löste die Sehnsucht der Baufamilie nach mehr privatem Wohnen im eigenen Haus mit einem modernen Konzept, das den Freiraum mit dem Inneren verschränkt und so den Himmel als natürliches Element den architektonischen Innenraum am stärksten bestimmen lässt. Die Geometrie des Himmels, gemäß den Worten des japanischen Architekten Tatar Ando, bewirkt ein spezielles Zusammenspiel von Licht und Schatten, das Bauten anziehend macht. Im speziellem Fall der Dachwohnung gelingt der Reiz des leichten und lichten Wohnens durch die sensible Öffnung des Daches und die Verwendung eines Mixed aus mutigen Materialen. 

 

Easy Living über den Dächern von Salzburg "Dachausbauten im Zentrum von Salzburg sind mehr als aktuell", umschreibt Christine und Horst Lechner die Ausgangslage. "wir sehen darin eine sinnvolle Schaffung von Wohnraum in verdichteter Weise mit viel Licht und Freiraum. Das erhöht die Lebensqualität und verhindert die Abwanderung hin zu den Speckgürteln am Stadtrand. Voraussetzung für die behutsame Revitalisierung alter Objekte ist sensibler Umgang mit dem Bestand und der geschützten Dachlandschaft der Ensembles. 

 

Auch im konkreten Beispiel war die Terrassengröße gesetzlich beschränkt, um nicht in Erscheinung zu treten. Doch wir erreichten durch die ausgeklügelte Verflechtung von Außen- und Innenbereichen ein optisch großzügigeres Ambiente als es die 103qm-Wohnfläche eigentlich zuließ". Das Ergebnis sieht so aus, daß die größte von außen sichtbare Veränderung der Dacheinschnitt Richtung Dom ist, das vorhandene Gesimse dient jetzt als Brüstung für die entstandene Terrasse. Im Wohnungsinneren warten die Architekten mit überraschenden Lösungen auf, die mit dem Begriff "easy living" adäquat umschrieben sind. 

 

BETONIERTE KÜCHE UND DAS OFFENE FEUER ALS ZENTRUM 

 

Lustvolles Wohnen mitten in der Stadt: Ein großer Kaminblock existierte schon vor dem Ausbau. Er wurde durch die betonierte Küche und den offenen Kamin ergänzt, die trotz handfester Materialien wie Sichtbeton und Edelstahl den Raum fast schwebend dominieren. Eine augenzwinkernd archaisch anmutende Interpretation des Raumes entsteht, indem das Feuer wie in Urzeiten als Zentrum positioniert wird. In der Sichtbetonwand des Kaminabzuges ist ein elegantes Regal integriert, das für Geschirrstauraum sorgt. Ein schlichter vom übrigen Wohnraum leicht erhöhter Essplatz auf dem dunklen Holzboden ist nur durch eine raumhohe Glasschiebetür von der Terrasse getrennt, was bei günstigen Wetterverhältnissen - also geöffneten Türen - Essen im Freien bedeutet. Ausgefallenen und sehr wohltuend für das Raumklima wirkt das Becken, eine spezielle Konstruktion, die ständig mit wasser gefüllt ist und über den breiten Holzrand sowie einen schönen Ausblick durch die terrassenartige Vollverglasung verfügt. Es dient einerseits als Brunnen im Raum und andererseits ist durch den ständigen Wasseraustausch die Luft angenehm ionisiert. Ein sanftes Blubbern nehmen aufmerksame Ohren wahr. 

 

Badblackbox mit Schwimmbadfolie 

 

Einen pointierten farblichen Gegensatz bildet die "blank box". Sie beherbergt das Badezimmer samt Infrarotkabine. Außen mit schwarzen MDF-Platten verkleidet führt sie ein dezentes Dasein im Wohnraum. Innen wurde die moderne Nasszelle komplett mit knallroter Schwimmbadfolie ausgekleidet, Boden, Wand und Decke! Das Ergebnis ist ein spezielles haitisches Gefühl - fern von kalten Fliesenoberflächen. Die faszinierende Verwandlung eines unscheinbaren Dachgeschosses zu einer hellen, gemütlich-modernen Wohnung mit Blick über die Salzburger Gassen macht Lust auf Stadtleben.

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