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Interview with Christine Lechner of Lechner & Lechner Architects

durchgeführt von Anton Giuroiu

(Vom Englischen ins Deutsche übersetzt)

Christine Lechner ist eine angesehene österreichische Architektin und Mitbegründerin von Lechner & Lechner Architects, einem renommierten Architekturbüro mit Sitz in Salzburg. Das 1987 gemeinsam mit ihrem Ehemann Horst Lechner gegründete Unternehmen erlangte durch die innovative Neugestaltung der Personenwagen der Österreichischen Bundesbahnen schnell Bekanntheit. Den Grundstein für ihre Ausbildung legte Lechner an der Universität für Gestaltung in Linz, wo sie ein tiefes Verständnis für nachhaltige und ganzheitliche architektonische Lösungen kultivierte.

 

Lechner & Lechner Architects ist bekannt für sein Engagement für Nachhaltigkeit und die Integration modernen Designs in sensible historische und natürliche Kontexte. Die umfangreiche internationale Reichweite des Unternehmens umfasst bedeutende Projekte in Deutschland, Südkorea und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Unter anderem erhielt das Büro im Jahr 2010 den renommierten Architekturpreis des Landes Salzburg für das Wohn- und Atelierhaus Lechner – ein ursprünglich nicht zum Wettbewerb eingereichtes Projekt, das seine herausragenden Leistungen unterstreicht. Darüber hinaus wurde das Unternehmen mit internationalen Auszeichnungen wie den Architizer A+Awards für „Best X-Small Firm“ im Jahr 2024 und dem LIV Hospitality Design Award ausgezeichnet. Diese Anerkennungen unterstreichen den Einfluss des Unternehmens und die visionäre Führungsrolle von Christine Lechner bei der Gestaltung zeitgenössischer Architektur mit einem dauerhaften Engagement für ökologische und ästhetische Integrität.

 

Was inspiriert Sie?

Persönlich inspirieren mich Exkursionen und die damit verbundenen räumlichen Eindrücke – insbesondere im aktiven Dialog mit Kollegen.

Was hat Sie dazu inspiriert, Architekt zu werden?

Da ich in einer ländlichen Umgebung aufwuchs, kam ich erstmals durch einen Freund meiner Familie  mit der Architektur in Berührung . Die starken räumlichen Eindrücke haben mich nachhaltig geprägt. Ermutigt durch meinen Kunstlehrer entschied ich mich schließlich für ein Architekturstudium in Linz bei Professor Friedrich Goffitzer. Sein ganzheitlicher Ansatz zur Architektur als Gesamtkunstwerk, wie er in der Neuen Synagoge in Linz zum Ausdruck kommt, hat meine Designphilosophie nachhaltig geprägt..

 

Wie würden Sie Ihre Designphilosophie beschreiben?

Für uns ist jedes Gebäude ein Gesamtkunstwerk, das aus vielen miteinander verwobenen Aspekten besteht. Am Anfang steht ein starkes städtebauliches Konzept, das sowohl auf die Stadt- als auch auf die Naturlandschaft eingeht und einen Mehrwert für die Umgebung schafft. Es gipfelt in sorgfältig ausgearbeiteten Details bis zum letzten Griff. Wir legen großen Wert darauf, jedes Gebäude auf die Bedürfnisse seiner Nutzer zuzuschneiden und seine Langlebigkeit und Relevanz sicherzustellen – ein wesentlicher Aspekt der Nachhaltigkeit aus unserer Sicht. Ein Gebäude kann nur dann als nachhaltig angesehen werden, wenn es über einen längeren Zeitraum hinweg genutzt wird. Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, mit nachhaltigen, lokal gewonnenen Materialien wie Holz zu arbeiten und energieeffiziente Gebäude zu entwerfen. Besonders prägend für die Gestaltung unseres Ansatzes waren die Bücher „Faktor Vier“ und „Faktor Fünf“ von Ernst Ulrich von Weizsäcker.

Was ist Ihr Lieblingsprojekt?

Eines meiner Lieblingsprojekte ist die Villa Ottolenghi von Carlo Scarpa. Besonders inspirierend finde ich den sensiblen Umgang mit der Topographie, da sich das Gebäude dadurch harmonisch in die Landschaft einfügt.

Welches architektonische Detail gefällt Ihnen am besten?

Wir arbeiten oft mit dem Konzept der „bodenlose Architektur“. Ein Detail, das wir in verschiedenen Maßstäben häufig einsetzen, ist die Aufhängung von Objekten. Durch die auftretenden Zugkräfte entstehen filigrane Proportionen, die das Gefühl von Leichtigkeit verstärken. Diese schwebende Architektur verstärkt auch die Wahrnehmung räumlicher Großzügigkeit..

Haben Sie ein Lieblingsmaterial?

Wir schätzen Materialien, die sich roh und „authentisch“ anfühlen. Dazu gehören verschiedene Holzoberflächen, Roheisen und Sichtbeton – je nach Bedarf zum Brandschutz oder im Kontakt mit dem Boden. Nichts wird verborgen, sondern bewusst in seiner rohen Schönheit gezeigt. 

Wie gehen Sie vor, um ein neues Projekt zu starten?

Zu Beginn eines Projekts erkunden wir alle Möglichkeiten und beschäftigen uns intensiv mit dem Standort und seinem Kontext. Der erste Schritt besteht darin, die Platzierung der Gebäudemasse auf dem Gelände zu analysieren und dabei wichtige Parameter wie Sichtlinien, städtischer Kontext, Bebauungsvorschriften und andere Einschränkungen zu berücksichtigen. Anschließend entwickeln wir in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden das Raumprogramm und nutzen 3D-Skizzen und physische Modelle zur Visualisierung räumlicher Zusammenhänge. In der nächsten Phase legen wir anhand der Gebäudeform das Tragsystem fest. Die gewählte Bauweise spielt eine entscheidende Rolle bei der Festlegung der Materialität, die sich durch das gesamte Projekt zieht. Darüber hinaus hat der städtische oder natürliche Kontext einen wesentlichen Einfluss auf die Auswahl der Oberflächenmaterialien und sorgt dafür, dass die Architektur angemessen auf ihre Umgebung reagiert.

Wie bringen Sie Funktion und Kreativität in Ihren Designs in Einklang?

Den vielfältigen Anforderungen eines Projekts begegnen wir mit der Philosophie von Karl Friedrich Schinkel:

„Es ist die Aufgabe der Architektur, das Nützliche, Praktische und Funktionale in etwas Schönes zu verwandeln.“

Wie beeinflusst die Umgebung Ihre Arbeit?

Topographie und historischer Kontext sind für unseren Designprozess von grundlegender Bedeutung. In Naturlandschaften streben wir danach, Gebäude harmonisch in ihre Umgebung zu integrieren. Auf Hanglagen nutzen wir die Topographie, um scheinbar mit der Landschaft verschmelzende Bauwerke zu schaffen – wie etwa die Jugendherberge Gerlos, die „tief in die Landschaft eingebettet ist“ und ihre räumliche Tiefe erst beim Betreten offenbart. Im städtischen Kontext spielen historische Überlegungen eine entscheidende Rolle. So achten wir beispielsweise in der mittelalterlichen und barocken Altstadt von Salzburg besonders auf die Materialität und sorgen dafür, dass unsere Gebäude ihrer Umgebung treu bleiben. Ein Beispiel dafür ist unser eigenes Haus, dessen Kalkputzfassade mit Perlmutt veredelt ist und sich so nahtlos in die historische Umgebung einfügt.

Wie arbeiten Sie mit Kunden zusammen, um ihre Vision zu verwirklichen?

Für uns ist es wichtig, mit unseren Kunden eine gemeinsame Vision zu entwickeln und diese im kontinuierlichen Dialog weiterzuentwickeln. Wir legen großen Wert darauf, ihre funktionalen Anforderungen im Detail zu verstehen, um sie in ein ebenso durchdachtes wie präzises architektonisches Konzept umzusetzen.

Was hat die amoprh living sculpture inspiriert?

Die Form der lebenden Skulptur entstand aus den einzigartigen Merkmalen ihres Standorts. Da das Grundstück den Leopoldskroner Weiher nur an einer einzigen Stelle berührt, ist es zwingend erforderlich, das Gebäude so auszurichten, dass das Wasser vollständig in das Erlebnis einbezogen wird. Auch jenseits des Sees spielten wichtige Sichtachsen zur Festung Hohensalzburg und zum Untersberg mit seiner alpinen Landschaft eine entscheidende Rolle bei der Ausrichtung des Gebäudes. Ein traditioneller geradliniger Grundriss hätte diese Aussichten nicht maximiert. Stattdessen haben wir uns für eine fließende Raumgestaltung entschieden, die den Blick lenkt und alle wesentlichen Blickbeziehungen integriert.

Wie hat die Materialität das Design der lebenden Skulptur amoprh geprägt?

Die "amoprh living sculpture" wurde in Holzrahmenbauweise errichtet. Aufgrund seiner organischen, geschwungenen Form und der Belastung durch extreme alpine Wetterbedingungen war die Wahl eines langlebigen Außenmaterials von entscheidender Bedeutung. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Widerstandsfähigkeit und Leistungsfähigkeit haben wir uns für Polyurea entschieden, ein Material, das auch in der Nashornanlage des Tiergartens Schönbrunn in Wien zum Einsatz kommt.

Wie hat die Materialität das Design der lebenden Skulptur amoprh geprägt?

Die "amoprh living sculpture" wurde in Holzrahmenbauweise errichtet. Aufgrund seiner organischen, geschwungenen Form und der Belastung durch extreme alpine Wetterbedingungen war die Wahl eines langlebigen Außenmaterials von entscheidender Bedeutung. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Widerstandsfähigkeit und Leistungsfähigkeit haben wir uns für Polyurea entschieden, ein Material, das auch in der Nashornanlage des Tiergartens Schönbrunn in Wien zum Einsatz kommt.

Welchen Rat würden Sie jungen Architekt:innen geben?

Mut, Zuversicht und Ausdauer – denn Architektur erfordert Hingabe und eine langfristige Vision.

 

link zum online interview

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