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FLUSSRAUM SALZACH

jahr: 2018 | typologie: öffentlich | status: konzept

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Mit Einkehr des Sommers und der Wiederbelebung der Naturräume der Stadt durch Bewohner und Touristen rückt die Beschaffenheit des Ufers wieder ins Blickfeld. „Den Flussraum der Salzach mit dem ihn umgebenden städtischen Kontext zu verbinden, ist eine der größten städtebaulichen Aufgaben, die Salzburg noch zu erfüllen hat“, ist eine unserer zentralen Feststellungen. Neben Liege, Bade und Grillmöglichkeiten am Wasser, wurden Methoden und Strategien entwickelt wie der Flussraum langfristig in ein Naherholungsgebiet umgewandelt werden kann. Die Auseinandersetzung der Salzburger mit ihrem Fluss hat bereits eine lange Historie. Im Zuge der Flussregulierung im 19. Jahrhundert gründeten engagierte Bürger der Stadt, mit starker Beteiligung von Josef Mayburger, das „Stadtverschönerungskomitee“, um den Erhalt der Salzburg Altstadt und das Bewahren der Poesie, die diese Stadt seit jeher zu einem architektonisch- städtebaulichen Juwel formte, organisatorisch und logistisch langfristig sicherzustellen. Die Nichtbegradigung und Bewahrung der Kurve als stimmungsvolles, sinnliches Merkmal der Salzach im Stadtbereich ist ein großer, durch dieses Engagement der Salzburger, erzielter Erfolg, dessen Bedeutung nicht hoch genug geschätzt werden kann. 

Nur durch den Einsatz des „Stadtverschönerungskomitees“, der mittlerweile Stadtverein genannten Vereinigung, ist der Flussraum der Salzach auch heute noch ein besonders in den Böschungsbereichen verlockender Freiraum, der von den jungen Salzburgern bei schönem Wetter intensiv genutzt wird. Dennoch birgt der Flussraum der Salzach hohes Potenzial für städtebauliche und landschaftsplanerische Optimierungen. Diese aufzuzeigen und die Vision für ein stadteilübergreifendes Naherholungsgebiet vorzustellen, ist unser Beweggrund zum Verfassen dieser Arbeit. 

Der Fluss Salzach durchfließt das Stadtgebiet der Stadt Salzburg auf circa 4,6 Kilometern Länge, dabei führen 1,5 Kilometer durch den historischen Altstadtkern. Eine Interaktion zwischen dem Wasser und den Menschen in Salzburg findet zwar in einigen Uferbereichen statt, aber bei weitem nicht in dem Umfang, in dem es möglich wäre. „Innerhalb der komplexen Beziehungen des städtischen Kosmos ist die Wasserfläche – obwohl physisch anwesend – quasi nicht vorhanden.“   Durch die Verengung des Flusslaufes wurde die Fliesgeschwindigkeit signifikant erhöht, sodass ein Geschiebedefizit entstand mit der Folge, dass sich bis

heute die Sohle 7 bis 8 Meter eingrub. Um dies in Hinblick auf die Folgen weiter auszuführen wollen wir als Beispiel die Situation bei den Salzachgalerien, einem regelmäßig am Salzachufer abgehaltenem Markt, beschreiben. Wie auf der Abbildung zu sehen ist interagiert kein einziger der vielen Marktbesucher mit der Wasserfläche, niemand betritt die Uferböschung, obwohl beide räumlich sehr nahe sind. Verlorene situationen wie diese, in denen die Wasserfläche und das Salzachufer nur „da“ sind, ohne von den Menschen in Anspruch genommen zu werden, finden sich in vielen Bereichen des Salzachufers.

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Das Thema der Salzachufergestaltung ist dabei keineswegs ein neues. Etliche Projektstudien,  Diskussionen und verschiedenste Initiativen den Flussraum mit diversen Aktivitäten zu bespielen, zeugen vom großen Bedürfnis der Stadtbewohner nach einem Flussraum mit hohem Erholungs- und Freizeitwert.  Der Flussraum hat hohes Potential für weitere Verbesserungen. In unserer Arbeit thematisieren wir die Notwendigkeit der Neuordnung des KFZ Verkehrs am Fluss um Nutzungskonflikte bei Beibehaltung des öffentlichen Verkehrs zwischen Individualverkehr und einem attraktiven Freiraum aufzulösen und das trapezförmige Flussuferprofil aufzuweichen. Eine Möglichkeit hiefür wäre der politisch umstrittene Kapuzinerbergtunnel, dessen Auswirkungen auf den innerstädtischen Individualverkehr untersucht wurde. Im Fokus stehen außerdem konkrete Angebote an Salzachuferbenutzer, wie geschwungene Stege, ovale Plattformen, differenzierte Stufenraster,  Liegenetze in denen es sich über dem Wasser baumeln lässt, Bademöglichkeiten innerhalb des Flusses, sowie Grillmöglichkeiten , Gastronomien und Kioske nahe am Wasser. 

Ein vielfältiges Materialspiel auch mit Sand soll die Sinne anregen.  Besonders dem Bedürfnis im Flussraum schwimmen zu können wurde im Vergleich zu Flussbädern in anderen Städten auf eine atmosphärisch sehr eigenständige Weise entsprochen.  Im Gegensatz zu dem gängigen Ansatz Flussbäder als Stege oder schwimmende Plattformen in den Fluss hineinzubauen und direkt in dessen Wasser zu schwimmen, sind diese Bäder fest in das Flussufer eingebaut und werden aus dem sauberem Wasser der zuführenden Bäche und den zahlreichen Einmündungen des Almkanales gespeißt. Die Idee ist es, den durch die Eintiefung des Flusses verursachten Niveauunterschied zwischen den zuführenden Gewässern und der Salzach für überschwemmte Stufen, bei denen das Wasser über große Steinplatten rinnend natürlich erwärmt wird in ein Becken zu leiten. In diesem Becken kann im erwärmten sauberem Wasser in den Fluss hineingeschwommen werden. Das Wasser verlässt das Becken über eine Überlaufkante in den Fluss hinein und löst damit einen ständigen Reinigungsprozess im Becken aus. Auch speziell auf den Hochwasserschutz wurde in allen Bereichen intensiver Augenmerk gelegt. 

Dieser ist bewusst nicht als harte Stadtkante, sondern als weicher, fließender, sanft aus dem Gelände modelliert und der Intention der Verbindung zwischen Stadt und Flussraum folgender Übergang ausformuliert. Aufgezeigt wird eine Typologie des Hochwasserschutzes, die weitestgehend ohne die Errichtung von Mauern auskommt und dessen Vorhandensein im Idealfall von ungeschulten Betrachtern nicht wahrgenommen wird. Einzig für Gastronomien und Kioske am Wasser wurde ein anderer Lösungsansatz gefunden.  In Anlehnung an das „The BIG U“ Projekt in New York City, bei dem in einem Ausschnitt entlang des East Rivers einem bestehenden „overpass“ im Hochwasserfall herunterklappbare Dächer angefügt werden, besteht unser Vorschlag für diese neuralgischen Interventionen ebenfalls aus Dächern, die im Hochwasserfall heruntergeklappt werden können um die Gastronomien und Kioske am Wasser zu schützen. Ein großes Thema ist auch der Umgang mit dem historischen Baumbestand, dessen Bewahrung in allen Planungsschritten berücksichtigt wurde und dessen Umsetzung stets mit behutsamen Mitteln projektiert ist. 

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publikationen

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